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Soziologie – Rollen kultureller Institutionen in der (digitalen) Transformation
Di, 14.12.2021, 10:00-12:00

Welche Rolle haben kulturelle Institutionen in gesellschaftlicher Transformation? Wie müssen sie sich selbst verändern? Wer sind die zukünftigen Nutzer:innen?

MIT Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani, assoziiertes Mitglied des Einstein Zentrums Digitale Zukunft
UND Dr. Thomas Renz, Kultur- und Sozialwissenschaftler; Christina von Rotenhan, Organisationsberaterin rotenhan Advisory
MODERATION Anna Kleeblatt

Videogruß von Jacqueline Fehr

Regierungspräsidentin Kanton Zürich und Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern

 
 

Die Lecture #5 können Sie hier sehen:

Die gesamte Präsentation erhalten Sie hier:

 
 

Key Learnings aus der Lecture #5:

  1. „Our task today, and for the next fifty years, is the task of utopists. It is the task of imagining, and struggling to create this new social order.“ (I. Wallerstein).
    Seien Sie der Futurist Ihrer Institution: Wie soll diese in fünf Jahren aussehen? Welche neuen Rollen werden benötigt? Welchen Beitrag soll die Institution leisten?

  2. Welche Rolle soll Ihre Institution einnehmen: Vielleicht sind es mehrere, widersprüchliche? Führen Sie einen jährlichen Check durch.

  3. Seien Sie ehrlich mit sich und Ihrer Institution: Welches Publikum wollen Sie wirklich? Oder ist das gegenwärtige Publikum bzw. die gegenwärtige Blase ok? Hinterfragen Sie, warum Sie Veränderungen vornehmen möchten.

  4. „There are always more smart people outside your company than within it.“ (B. Joy)

  5. Wenn Sie etwas verändern, probieren Sie es anhand von Pilotprojekten bzw. Microventures aus. Suchen Sie sich Mitproduzenten von außerhalb der Organisation und multiplizieren Sie die Erfahrung. 

 

Key Learnings aus der Diskussion mit Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani, Dr. Thomas Renz, Christina von Rotenhan und Anna Kleeblatt:

  1. Wenn über die Rollen der kulturellen Institutionen diskutiert wird, dann müssen auch die Veränderungen des Publikums berücksichtigt werden: In den vergangenen 50 Jahren gab es tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen, sogenannte enkulturative Brüche. In Bezug auf das Kulturpublikum zeigen sich diese Brüche beispielsweise in der Diversifizierung des Publikums (seit den 1980er Jahren) sowie in Veränderungen bei der Freizeitgestaltung und des Freizeitverhaltens (seit den 1990er Jahren). Die klassische Trennung von Freizeit- und Hochkultur und die strenge Trennung von Sparteninteressen haben sich weitestgehend aufgelöst. Diese Veränderungen müssen bei den Kulturbauten der Zukunft berücksichtigt werden.

  2. Nicht nur das Publikum, sondern auch die künstlerische Arbeit hat sich verändert: Sparten und Formate verschmelzen, enge Disziplinen verschiedener Künste lösen sich ineinander auf und Räume für neue künstlerische Ansätze werden geschaffen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Architektur und Ausstattung von Kulturinstitutionen.

  3. Zentrale Fragen für die Weiterentwicklung einer Kulturinstitution sind:
    Wie kann sich eine Kulturinstitution aus ihrer eigenen Geschichte heraus für die Zukunft weiterentwickeln? Wie lautet der Auftrag? Und wie positioniert sie sich im räumlichen, inhaltlichen und gesellschaftlichen Kontext? Um diese Frage beantworten zu können braucht es einen intensiven Prozess und genügend Zeit.

  4. Ein neuer, partizipativer Raum sollte zunächst ausschließlich ein niedrigschwelliger Ort der Begegnung und der Versammlung sein (Agora-Prinzip), der keinen weiteren Zweck (Vermittlung, Verkauf, Erklärungen o.ä.) erfüllen muss.

  5. Jede Institution hat ihre eigenen Stärken und zahlreiche Aufträge, mit denen sie erfolgreich in die Zukunft gehen kann. Kulturelle Institutionen brauche „nur“ den Mut, um sich einerseits ihrer Stärken bewusst zu werden und sich andererseits für die Erfüllung eines konkreten Auftrags zu entscheiden und sich auf eben diesen zu konzentrieren. 

Diese Expert:innen und Visionär:innen waren dabei:

Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani
Experte Lecture #5

Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani ist assoziiertes Mitglied des Einstein Zentrums Digitale Zukunft, Berlin und lehrt an den Universitäten Stellenbosch, Südafrika und Basel. Er hat über 20 Jahre Erfahrung bei internationalen Beratungsunternehmen unter anderem als Executive Partner bei Accenture. Zuletzt war er Rektor und Professor an der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin.

Im Mittelpunkt seiner Arbeit und Interessen stehen Veränderungen in Organisationen, in Wirtschaft und Politik sowie die zeitgleichen Transformationen in Gesellschaft, Ökonomie und Bildung.

Dr. Thomas Renz
Teilnehmer Lecture #5

Dr. phil. Thomas Renz ist Kulturwissenschaftler. Seit 2020 forscht er am Institut für Kulturelle Teilhabeforschung in der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung in Berlin zu Fragen der strategischen Publikumsentwicklung von Kulturorganisationen. Von 2017 bis 2020 wirkte er als kaufmännischer Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Stadttheaters Peiner Festsäle / Kulturring Peine. Von 2010 bis 2017 lehrte und forschte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Nach Abschluss seiner Promotion 2015 über Nicht-Besucherforschung hat er mit der ‚jazzstudie2016‘, dem ‚Report Kirche und Musik‘ und der Studie „Zur Lage des Kinder- und Jugendtheaters in Deutschland“ breit diskutierte Untersuchungen zur sozioökonomischen Situation von Kulturschaffenden durchgeführt.

Er lehrt an mehreren deutschen Hochschulen, berät Verbände und Organisationen und ist Co-Sprecher der Arbeitsgruppe Methoden im Fachverband Kulturmanagement e.V sowie des Arbeitskreises Kultur und Kulturpolitik in der Gesellschaft für Evaluationsforschung (DeGEval).

Christina von Rotenhan
Teilnehmerin Lecture #5

Christina von Rotenhan arbeitet mit Stiftungen und anderen werteorientierten Organisationen mit dem Schwerpunkt strategische Projektentwicklung, Prozessbegleitung und Organisationsentwicklung, um sie dabei zu unterstützen, gesellschaftlich wirksamer und zukunftsfähiger zu werden.

Zusammen mit Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, öffentlichen Institutionen und privaten Förderern hat Christina von Rotenhan zuvor zahlreiche internationale künstlerische und sozio-kulturelle Projekte entwickelt und Strukturen aufgebaut, wie den von ihr gegründeten philanthropischen Fonds «philaneo» in Basel, der private Förderer zusammenbringt, um künstlerische Ideen gemeinsam wirkungsvoller zu fördern. Themenschwerpunkte ihrer Beratung sind partizipative Philanthropie, Teilhabe in Kultur, Bildung und Wissenschaft und Orte der Gemeinschaft.

Christina von Rotenhan hat Kunstgeschichte, Organisationspsychologie und Germanistik in Göttingen, Berlin und Rom studiert. Sie ist Alumna des «LEAD | Mercator Capacity Building Center for Leadership and Advocacy» und hat sich in der systemischen Organisationsberatung weitergebildet. Als Gastdozentin am Center for Philanthropy Studies, an der Cambridge University und im Coachingpool der Mercator Stiftung Schweiz berät und unterrichtet sie zu Fragen des Social Impact, der Teilhabe und der Kooperationsgestaltung. Sie engagiert sich darüber hinaus für Social Startups als Juror und Coach bei startsocial und in digitalen Open Social Innovation Formaten.

Anna Kleeblatt
Moderation Lecture #5

In dem Theater ihrer Eltern großgeworden, war Anna Kleeblatt bereits während ihres Studiums der Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing an verschiedenen Musiktheatern tätig. Von 2003 bis 2005 war sie bei der Bundesgartenschau München für die Neupositionierung innerhalb der Bereiche Marketing, Werbung und Merchandising tätig. Von 2006 bis 2012 setzte sich Anna Kleeblatt an der Bayerischen Staatsoper als Leitung für Vermarktung, Vertrieb und Steuerung Development für den Ausbau der internationalen Vertriebsaktivitäten ein und war für die Betreuung des Marketings sowie für die Planung und Steuerung der Auslastung von Opern- und Konzertveranstaltungen zuständig. Seit 2012 ist Anna Kleeblatt als selbstständige Unternehmensberaterin für Kulturinstitutionen und -unternehmen in den Bereichen Marketing, Sales & Service tätig. Darüber hinaus ist sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik und Theater München, Masterstudiengang Kulturmanagement, und der Theaterakademie August Everding, sie ist Mitglied im Arbeitskreis Strategie der Tourismus Initiative München und hält regelmäßig Vorträge u.a. beim Deutschen Bühnenverein. Als Initiatorin des Faust-Festival München erhielt sie die Auszeichnung der Europäischen Trendmarke des Jahres 2018.

Anna Kleeblatt hat die Organisation, Durchführung und Dokumentation des Projekts KULTURBAUTEN DER ZUKUNFT inne und moderiert die Digital Lectures.